
Repertoire
Ludwig van Beethoven, Streichtrio op. 3
Mitte November 1792 kam der 21jährige Beethoven aus Bonn nach Wien. Er hatte ein Studium mit Haydn arrangiert, womit er gemäß seinen Zahlungseintragungen an den älteren Komponisten sofort begann. Dieser offizielle Unterricht dauerte solange an, bis Haydn im Januar 1794 nach England ging. Es scheint jedoch, daß dieser Unterricht keinerlei Hilfe bei den neuen Kompositionen Beethovens beinhaltete, da die Früchte des Studiums lediglich unter der kritischen Aufsicht Haydns gemachte Verbesserungen zu einigen der früheren (Bonner) Werke des jüngeren Komponisten waren. Das spätere Studium Beethovens bei Albrechtsberger, und möglicherweise auch bei Salieri, umfaßte offenbar nicht die Kammermusik.
Beethovens bedeutende frühe Werke für Streichtrio scheinen ziemlich unabhängig von seinen Lehrern komponiert worden zu sein, und wurden womöglich als Mittel der Selbstanleitung geschrieben, einem zur damaligen Zeit als „schwierig“ geltenden musikalischen Medium. Das Trio in Es-Dur, op. 3, wurde Mitte oder Ende 1795 komponiert. Es beginnt mit einem kühnen, nahezu orchestralen Effekt und verbindet in einer brüsken ersten Passage Synkopen mit Akkordwiederholungen. Das gesamte Werk ist bemerkenswert bzw. seine clever gewählte Vielfalt an Rhythmen und Textur sowie sein wohl definierter Charakter sind beeindruckend, selbst wenn man es mit den eher nachdrücklichen Aspekten des Klaviertrios op. 1, den Klaviersonaten op. 2 oder anderen bekannten frühen Wiener Werken vergleicht. Es wurde vermutet, daß sich die Sechs-Satz-Struktur des op. 3 direkt an dem kurz zuvor (1792 durch Artaria) veröffentlichten Divertimento in Es-Dur für Streichtrio, K563, von Mozart orientiert, in welchem jeweils im vierten Satz auch zwei verschiedene alternative Paare von Menuetts und Trios zu hören sind. Sollte Beethoven wirklich von dem frühen Meisterwerk beeinflußt worden sein, dann hat es jedoch vielmehr den Anschein, daß er in diesem Werk auf oder sogar gegen Mozart reagiert.